Generationenprojekt für erneuerbare Wärmeversorgung in Basel
Evelyn Rubli, seit 2021 Leiterin des damals neu gegründeten Geschäftsbereichs Wärme der Basler Energieversorgerin IWB und Mitglied der Geschäftsleitung
Heute stösst der Kanton Basel-Stadt jährlich noch rund 620 000 Tonnen CO₂ aus, knapp ein Viertel der Emissionen stammt dabei aus der Wärmeversorgung. Damit Basel sein ambitioniertes Klimaziel erreichen kann, braucht es Alternativen für fossile Heizungen. Als Planungsgrundlage hat der Kanton einen Energierichtplan erstellt. Dieser gibt Auskunft darüber, wo welche Wärmeversorgung vorgesehen ist. Im Fokus dieses Generationenprojekts steht der Ausbau der Fernwärme, die in Basel bereits jetzt zu einem grossen Teil aus Abwärme und Holz produziert wird. Bis 2035 wird IWB die Fernwärmeproduktion dann vollständig auf Abwärme und erneuerbare Energien umstellen. Das bestehende Versorgungsgebiet der Fernwärme soll einerseits verdichtet werden. Das heisst, zusätzliche Liegenschaften werden an bestehende Versorgungsleitungen angeschlossen. Andererseits soll das Fernwärmegebiet entsprechend dem Energierichtplan erweitert werden. Konsequenz der vom Energiegesetz geforderten Dekarbonisierung ist zudem eine schrittweise Stilllegung des Gasnetzes zur Wärmeversorgung im Kanton Basel-Stadt.
Heute versorgt IWB knapp 11 000 Liegenschaften des Kantons Basel-Stadt mit Gas. 9000 davon nutzen das Gas für die Heizung. Sie brauchen mittelfristig eine Alternative zu ihrem heutigen Heizsystem. Für 5800 Liegenschaften ist der Anschluss an die Fernwärme schon heute oder nach der Netzerweiterung möglich. Rund 3200 Liegenschaften befinden sich ausserhalb des Fernwärmegebietes. In diesem Gebiet ist der Betrieb eines Wärmenetzes wirtschaftlich nicht möglich. Zur Ablösung der Gasheizung braucht es eine andere CO₂-neutrale Wärmelösung, zum Beispiel Wärmepumpen oder Pelletheizungen. In 2000 Liegenschaften wird Gas für andere Zwecke, mehrheitlich zum Kochen, verwendet. Mit der Stilllegung des Gasnetzes müssen rund 14 000 Kochgasherde durch Elektrogeräte ersetzt werden.
Ausbau des Basler Fernwärmenetzes: von 120 auf 180 Kilometer Länge
IWB versorgt über ein 120 Kilometer langes Fernwärmenetz 6500 Kundinnen und Kunden. Bis 2037 baut IWB das Fernwärmenetz um 60 Kilometer aus. Dafür wird IWB fast eine halbe Milliarde Franken investieren. Die Grössenordnung des komplexen Projekts ist in der Schweiz einmalig. Die ersten Bauprojekte des forcierten Fernwärmeausbaus sind bereits abgeschlossen, viele sind aktuell im Gang. Im Kanton Basel-Stadt werden die Ausbauprojekte mit einer Vielzahl weiterer Infrastrukturmassnahmen koordiniert: zum Beispiel Sanierungen von Strom- und Wasserleitungen, Umgestaltungen und Sanierungen von Strassen und Plätzen, Begrünungen, Gleisarbeiten der Verkehrsbetriebe – und nicht zuletzt auch mit der Gasstilllegung. In grossen Städten wie Basel wird die Belastung durch Baustellen in der Öffentlichkeit teilweise auch kritisch wahrgenommen. Neben einer sorgfältigen Planung und der gemeinsamen Ausführung setzen der Kanton, IWB und die Basler Verkehrs-Betriebe daher auch auf eine gemeinsame Kommunikation. Die Öffentlichkeitsarbeit erfolgt mit Blick auf gesamte Quartiere: Wo viele Bauprojekte in einem engen Perimeter geplant sind, informieren die drei Partner zukünftig frühzeitig und mit einer Übersicht über alle anstehenden Projekte. Teil dieser Strategie ist ein gemeinsamer Auftritt unter dem Claim «Wir bauen für Basels Zukunft» und eine neu lancierte Webseite des Basler Tiefbauamts, das einen niederschwelligen Überblick über alle Bauprojekte auf Allmend gibt.
Schrittweise Stilllegung des Gasnetzes
IWB nimmt das Gasverteilnetz bis zum Jahr 2037 schrittweise ausser Betrieb. Grundsätzlich werden die Gasleitungen am Ende ihrer Lebensdauer stillgelegt, damit weitere Investitionen ins Netz vermieden werden können. Die Stilllegung des Gasverteilnetzes erfolgt abgestimmt auf die Verdichtung und die Erweiterung der Fernwärmeversorgung. Das Vorgehen ist so geplant, dass die Hauseigentümerinnen und -eigentümer ausreichend Vorlauf für die Umstellung ihrer Heizanlagen haben und rechtzeitig ein Fernwärmeanschluss zur Verfügung steht. IWB informiert ihre Kundinnen und Kunden in einem mehrstufigen Verfahren so früh wie möglich, mindestens drei bis vier Jahre vor der bevorstehenden Stilllegung des Gasnetzes – das Gesetz sieht lediglich eine Mindestvorlaufzeit von zwei Jahren vor. Mit einer interaktiven Karte informiert IWB auf ihrer Webseite über den aktuellen Stand und die Planung des Fernwärmeausbaus und der Gasstilllegung. Alle Kundinnen und Kunden, bei denen eine Stilllegung bereits in Planung ist, werden persönlich von IWB informiert. Sie erhalten dabei auch umfassende Informationen über die Alternativen zum Gasanschluss und über Förderbeiträge und Restwertentschädigungen durch den Kanton. Eins ist klar: In Basel ist ein grosser Wandel in der Wärmeversorgung im Gang. Eine frühzeitige, regelmässige Information über diverse Kanäle und abgestimmt mit allen Partnern ist daher unerlässlich.
Foto: Evelyn Rubli, Leiterin des Geschäftsbereichs Wärme der Basler Energieversorgerin IWB